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Steuerberatung - Notwendiges Übel oder echter Mehrwert?

Für viele Personen und Unternehmen klingt "Steuerberatung" ein wenig wie ein echter Besuch beim Zahnarzt: Nicht schlimm, aber doch unangenehm...und es muss gemacht werden. Denn, um bei der Analogie zu bleiben, falls man sich nicht früh- und rechtzeitig drum kümmert wird der Schaden und der Schmerz umso größer. Ich stelle mir ehrlicherweise die Frage, warum dies so ist und ob das so stimmt...oder ob der Steuerberater hier nicht sogar einen echten und nachhaltigen Mehrwert schafft, den man auf Dauer schätzen lernt.


Warum der schlechte Ruf?


Das ganze Thema "Buchführung" und "Steuern" ist im Endeffekt eine kleine eigene Welt für sich...man könnte auch sagen: Eine Bubble. Und diese ist auch ehrlicherweise nicht so leicht von Außen zu durchdringen. Traurigerweise sind es aber Themen, die in unserem deutschen Schulsystem prinzipiell nicht gelehrt werden (Ausnahmen bilden hier die Wirtschafts- und Handelsschulen, die aber auch "nur" Buchführung machen). Sprich: Man sitzt am Ende vor unverständlichen und komplizierten Formularen und fühlt sich wie der sprichwörtliche Ochs vorm Berg...und das vollkommen ohne eigenes Verschulden.


Gleichzeitig verlangt der Gesetzgeber jedoch, insbesondere bei Unternehmern, dass diese Themen behandelt werden müssen und dass das Ignorieren dieser Regeln zu empfindlichen Strafen führt (von Geldbußen bis hin zur Haftstrafe im Extremfall). Und dann muss es auch noch formell und inhaltlich korrekt sein...meines Erachtens hohe Anforderungen für jemanden, der "nur" sein Geschäft betreiben will.


Zwischenfazit: Der Steuerpflichtige muss sich mit einem Thema beschäftigen, was für ihn, zumindest teilweise, Neuland ist und eine Ablenkung darstellt.


Versuch: Buchführung in Eigenregie


Einige Unternehmer versuchen nun im ersten Schritt, selbst ihre Buchführung zu erledigen. Dies gelingt insbesondere bei Einnahme-Überschuss-Rechnungen am Anfang häufig noch ganz gut, eine entsprechende Software wie z.B. WISO EÜR oder Lexoffice vorausgesetzt. Und es gibt auch einige Unternehmer, die Spaß daran haben und sich gerne mit dem Thema beschäftigen.


Aber die Mehrheit stellen doch die Unternehmer, die sich lieber mit ihrem Geschäft befassen möchten und die Buchführung eher widerwillig machen. Spätestens wenn die Anzahl der Geschäftsvorfälle bzw. Belege ansteigt und somit der Zeitaufwand und die Komplexität zunimmt, wird aus Widerwille doch eher eine Last für den Unternehmer. Jetzt treten, zumindest nach meinen Beobachtungen, die ersten Probleme auf: Belege werden spät oder unsauber erfasst und der Zeitaufwand nimmt immer weiter zu, wohingegen die Zeit für das Business immer geringer wird.


Ergo: Häufig treten hier erste negative Erfahrungen auf, die das Thema ein wenig verhageln.


Hinweis aus Erfahrungen mit Mandanten: Eine Excel-Tabelle ist steuerlich nicht für eine EÜR ausreichend! Grund: Die GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff) gelten auch zur Einnahmen-Überschuss-Rechung. Und spätestens beim Punkt "Unveränderbarkeit" wird es in Excel sehr dünn bzw. unmöglich. Verstoß gegen GoBD = Verwerfung der Buchführung durch Finanzverwaltung = Schätzung der Besteuerungsgrundlagen (aka Gewinn). Und ich muss nicht betonen, dass die Schätzung nicht freundlich für den Steuerpflichtigen ausfällt, oder? Ergo: Bitte Software kaufen / abonnieren und dort buchen...oder einen Steuerberater damit beauftragen.


Nach der Buchführung ist vor der Steuererklärung


Nachdem nun die Buchführung mehr oder minder steht, geht es anschließend an den Endgegner: Die Steuererklärung. Und hier erreichen die Unternehmer dann häufig den Punkt, an dem sie zurecht kapitulieren müssen...jeder, der schon mal eine Steuererklärung in seinem Leben ausgefüllt hat, weiß wovon ich rede. Jetzt wird also aus einem verhagelten Thema ein frustrierendes Thema.


Auftritt Steuerberater


Dies ist häufig der Zeitpunkt, an dem wir Steuerberater kontaktiert werden und mit der Steuererklärung mandatiert werden. Und wir machen es ja auch gerne und in guter Qualität. Hier nun das große Aber: Viele scheuen nun den Steuerberater auf die Buchführung anzusprechen. Warum, kann ich ehrlicherweise nur erahnen...aber ich vermute mal, dass viele Unternehmer die Gebühren für den Steuerberater vermeiden wollen. So bleibt uns häufig "nur" die Steuererklärung über, die wir auf Basis der Buchführung des Mandanten erstellen.


Risiko hier: Bei Fehlern in der Buchführung des Mandanten, die nicht offenkundig erkennbar sind, kann auch der Steuerberater nur bedingt helfen. Dies tritt insbesondere dann zu Tage, wenn das Finanzamt nach Einreichung der Steuererklärung Belege oder Informationen anfordert oder, noch schlimmer, wenn sich die Betriebsprüfung Jahre später ankündigt.


Da kann dann auch der beste Steuerberater der Welt nichts machen: Falsch gebucht ist falsch gebucht...und dann kommt die schlechte Erfahrung für den Mandanten: Nachzahlung von Steuern obwohl er die Gebühren für den Steuerberater bezahlt hat. Quasi: Doppelt in die Tasche gegriffen.


Noch schlimmer ist folgende Erfahrung: Der Unternehmer sucht einen Steuerberater, aber die lehnen die Mandate aus diversen Gründen ab. Sprich: Schon vor der Mandatierung Zeit sinnlos investiert und frustriert abgelehnt worden. Über die Gründe hierfür kann ich nur spekulieren, aber eins kann ich sagen: Bei mir sind alle Mandate herzlich willkommen! (PS: Werbung muss auch mal sein)


Und so kommt dann auch gerne der Ruf zustande, dass Steuerberater ein notwendiges Übel (für die Steuererklärungen) sind...aber hier halte ich gegen!


Der Steuerberater als Partner


Wenn man bereits frühzeitig im Unternehmerleben einen Steuerberater zu Rate zieht und diesen, soweit möglich, auch vollumfänglich mit der Buchführung beauftragt, zeigt sich nach meiner Erfahrung ein ganz anderes Bild: Mandant und Steuerberater entwickeln durch den Austausch ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis und der Mandant sieht den Steuerberater nicht als "Kosten", sondern als Partner an seiner Seite.


Was ich damit meine: Für mich sind Steuerberater Dienstleister...und unsere Dienstleistung besteht unter anderen darin, den Unternehmer von für ihn lästigen und ablenkenden Tätigkeiten zu befreien...und darunter fallen gerne Buchführung, Steuererklärung, Gespräche mit dem Finanzamt, usw.


Bedeutet unterm Strich: Der Unternehmer kann sich auf sein Geschäft fokussieren, wir übernehmen den Papierkram (soweit wie möglich). Und wir sind auch bei ökonomischen Fragestellungen da und können bei vielen Themen helfen: Einführung von Prozessen, Digitalisierung, Erstellung von Plänen & Kostencontrolling und noch viel mehr. Heißt: Hier entsteht glatt ein doppelter Mehrwert für den Mandanten:


  1. Kein / Weniger Papierkram bzw. Verwaltungsaufwand = Mehr Zeit fürs Geschäft

  2. Unterstützung bei Expansion / Geschäftsentwicklung durch Beratung


Steuerberater und Mandant


Fazit


Der Steuerberater kann eine extrem große Entlastung und Hilfe für den Unternehmer darstellen. Wichtig ist aber meines Erachtens, dass beide Seiten einander vertrauen und an einem gemeinsamen Ziel arbeiten: Nämlich das Geschäft des Mandanten voranzubringen. Und für diesen Tango braucht man zwei Parteien, die sich darauf einlassen: Der Mandant, der Kontrolle / Verwaltungskram abgibt und sich auf den Steuerberater einlässt und einen Steuerberater, der das Geschäft und die Bedürfnisse seines Mandanten versteht und ihn begleitet.


Und um auf die Analogie vom Anfang mit dem Zahnarzt zurückzukommen: Am Ende sind alle froh, dass das Ergebnis gut geworden ist und es muss noch nicht einmal unangenehm sein, eine gute Vorsorge vorausgesetzt.


Viele Grüße aus Essen


Dennis Appelhoff

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